Nach der Kamerafahrt über
Essen, Heranzoomen an die Klinik. Schnitt auf Marius, der aus Julies
Zimmer gestürmt kommt, gefolgt von Kelly, die ihn kaum beruhigen
kann. Aufgeregt spricht Marius jede Schwester, jeden Pfleger und Arzt
an um herauszufinden, wo Julie steckt, doch niemand weiß etwas.
„Das kann doch nicht wahr sein! Sie
kann doch nicht nach so einem Unfall einfach aus dem Krankenhaus
spazieren und niemand will wissen, wo und mit wem sie fortgegangen
ist.“
„Bitte, Marius. Du musst dich
beruhigen....wir finden sie. Ganz sicher.“
„Julie...Gott, wo bist du...“
schluchzt Marius.
Boris sitzt im Wagen und
blättert einige Unterlagen durch, als der Chauffeur die Türe öffnet
und Alex zu ihm steigt.
„Und?“ fragt er neugierig.
„Wie zu erwarten....Sprachlos. Daran
wird sie erst mal wieder zu arbeiten haben.“
„Soll ich...?“
„Was für eine Frage, Boris.
Natürlich.“ grinst sie und er öffnet einen kleinen Koffer und
gibt ihr daraus einen der zwei Kopfhörer, welche an einem Gerät in
dem Koffer angeschlossen sind. Sie setzt sie erwartungsvoll auf.
Ebenso er und schon ertönt die dumpfe, aufgebrachte Stimme von
Matha.
Diese läuft hektisch durch das
Büro. Marty und Mick beobachten sie, trauen sich kaum sie
anzusprechen.
„Das ist wirklich das Allerletzte!“
brüllt sie. „Kommt hier hereingeschneit und bietet mir gönnerhaft
einen Kompromiss an. Mir!!“
„W...was hat sie denn gewollt?“
schluckt Mick.
„Die Firma mit ihrer fusionieren und
sich als Herrscherin einsetzen. Das wollte sie!“
„Was ist denn daran der Kompromiss?“
fragt Marty.
„Na was wohl: das Korth zwar
überlebt, aber unter neuer Führung und neuem Label. Aber nicht mit
mir! Das kann sie so was von vergessen!“
„Was hast du jetzt vor?“ will Marty
weiter wissen.
„Sie will einen Krieg? Dann bekommt
sie einen Krieg! Ich weiß, daß ich versprochen habe nie mehr zu
solchen Mitteln zu greifen...aber es gibt anscheinend keinen anderen
Weg dieser Schlange zu begegnen.“ Mathas Blick wird scharf und sehr
ernst.
Ned steigt aus dem Fahrstuhl und
läuft auf den Vorzimmertresen zu, wo Susi hektisch Unterlagen
zusammenheftet.
„Was war denn plötzlich los? Wieso
bist du so überstürzt davon gehechtet? Ist was passiert?“
„Ich...Nein...also...“ stottert
Susi etwas nervös. Zu ihrer Erleichterung geht die Tür zu Mathas
Büro auf und sie stürmt hinaus, gefolgt von Marty und Mick. Sie ist
immer noch verärgert und Ned glaubt nun, daß dies der Grund für
Susis Verschwinden aus der Kantine sei. Matha läuft an ihm vorbei
und Ned schaut ihr fragend nach.
„Was ist denn passiert?“
„Das erkläre ich dir unterwegs.“
sagt Marty und reißt Ned förmlich mit. Er schaut noch einmal
schnell entschuldigend zu Susi, welche erleichtert ist und ihm
verzeihend zu nickt.
Auch Brad läuft jemandem hinter
her: Peter, der zu seinem alten wagen geht. Dort holt er ihn auch
ein.
„Gefeuert? Aber...du hast doch gar
nichts getan. Ich werde das sofort richtig stellen.“ sagt er und
will zurück zur Werkstatt gehen, aber Peter hält ihn fest.
„Das ist doch Unsinn. Abgesehen würde
er dir jetzt eh nicht mehr glauben. Dollberg wird nur denken, daß du
mich raus hauen willst.“
„Aber die Anderen...“
„Werden dicht halten. Das habe ich
ihnen klar zu verstehen gegeben. Außerdem mögen die dich...auch
wenn sie eine merkwürdige Art haben das zu zeigen.“
Brad seufzt. „Und was willst du jetzt
tun?“
„Was wohl? Nach hause fahren und
anfangen einen neuen Job zu suchen.“ Er sieht Brads
Gesichtsausdruck und klopft ihm auf die Oberarme. „Mach dir um mich
keine Sorgen, Brad. Ich kriege das schon hin. Du hast ewig nach einem
Job wie diesen gesucht. Ich konnte nicht zulassen, daß du ihn wegen
so einem Mist sofort wieder verlierst.“
„Danke.“ sagt Brad demütig.
„Kein Ding. Aber hey...reiß dich ab
jetzt zusammen, Tiger. Ich bin nicht mehr da, um dich rauszuholen.“
zwinkert Peter und steigt in seinen alten Wagen.
Kelly kommt mit Marius aus einem
Büro in der Klinik, wo sie erfahren haben, daß Julie aus eigenen
Stücken gegangen ist. Verzweifelt setzt sich Marius im Flur auf eine
Bank. Kelly tröstet ihn.
„Ich will sie nicht verlieren.“
„Das wirst du auch nicht. Wir finden
sie. Du hast doch gehört. Es ging ihr sehr gut, als sie die Papiere
abgegeben hat. Und wirkte glücklich und zuversichtlich. Vielleicht
kann sie sich erinnern und ist längst wieder zuhause.“
„Und wenn nicht? Was, wenn sie
irgendwo herumirrt. Und wer war de Kerl, den man für ihren Bruder
gehalten hat?“
„Das finden wir heraus.“ sagt Kelly
und hat plötzlich einen Gedanken. „Vielleicht war es Chris?“ Sie
springt auf. „Ich rufe ihn mal an.“
Auch Marius springt auf. „Vielleicht
hast du recht. Lass uns hinfahren.“
Sarah sieht durch die offene
Tür, daß Claudia ihre restlichen Sachen zusammen packt.
„Du gehst also wirklich.“ sagt sie
und ihre Stimme versucht stark zu klingen. Doch ein leicht trauriger
Unterton schwingt mit.
„Das weißt du doch. Und du weißt
auch warum.“
„Ich hatte gehofft, du würdest es
dir noch einmal überlegen.“
„Da gibt es nichts zu überlegen.“
„Und wohin ziehst du jetzt? Zurück
in diese üble Gegend, wo du vorher gewohnt hast?“
Claudia stockt, kneift die Augen zu und
geht dann langsam auf Sarah zu.
„Was?“ fragt diese in Vorahnung.
„Ich muss dir was sagen. Ich werde
nicht einfach umziehen.“
„W...was soll das heißen?“
„Ich...verlasse Essen.“
„Bitte? Und wohin gehst du? Bochum?
Dortmund?“
Claudia seufzt. „Es geht nach Kenia.“
„Das ist ein Scherz, oder? Sag mir,
daß du Scherze machst!“
Claudia sagt nichts und Sarah wird
wütend.
„Das kann doch nicht dein Ernst sein,
Claud! Du willst flüchten? Fein! Aber nach Kenia? Und was soll aus
uns werden? Aus Tobias und mir?“ Sie erschrickt und wendet sich
wieder ihrer Schwester zu. „Du nimmst Tobias mit, oder? Du lässt
mich allein zurück?“
„Nein. Tobias darf weiter hier bei
Matha, Brad und Tim bleiben.“
„Prima!“ ärgert sich Sarah.
„Es ist doch nicht für immer, Sarah.
Ich komme wieder...wenn etwas Gras über die ganze Sache gewachsen
ist.“
„Wie beruhigend! Das hat dieser Brad
ja wunderbar gemacht. Und schon wieder bricht unsere Familie
auseinander.“ Sie rauscht aus dem Zimmer, bevor Claudia sie
aufhalten kann.
Thorsten kommt in sein Büro und
bekommt gerade einen Anruf eines Zulieferanten. Das Gespräch scheint
nicht gut zu laufen und Thorsten legt verärgert auf.
„Was ist los?“ fragt Marleen, die
den Anruf mitbekommen hat.
„Tja, so wie es aussieht, hat Alex
Wort gehalten.“
„Was meinst du damit?“
„Du erinnerst dich an meine neuen
Entwürfe? Ich habe dafür einen besonderen Stoff geordert...der von
L´Adore komplett aufgekauft wurde.“
„Oh.“
„Ja...oh. Jetzt werde ich wohl
umdisponieren müssen....das kostet mich wieder Arbeit und Zeit, die
ich eigentlich nicht habe.“ seufzt er.
Als Brad zurück in die
Werkstatt kommt, wirken die Anderen sehr bedrückt und besonders der
Kerl, mit dem er sich geprügelt hat, wirkt demütig und entschuldigt
sich bei ihm für sein Verhalten.
„Schon gut. Mir tut es auch leid, daß
ich gleich so ausgerastet bin.“
„Du bist eigentlich gar nicht so
übel...für so ein Millionärsgatten.“ grinst der Mann zurück.
„Vorsicht.“ grinst Brad zurück und
alle müssen lachen.
„Macht ihr schon Pause?“ hört man
die strenge Stimme des Chefs, der plötzlich aus seinem Büro kommt.
„An die Arbeit, Jungs. Da ist noch gut zu tun.“
Alle gehen wieder an ihre Arbeit. Brad
sieht man an, daß die Kündigung von Peter ihn sehr zu schaffen
macht.
Zuhause angekommen versucht auch
Ned Matha zu überzeugen, daß sie nicht die selben Fahler machen
sollte, wie damals.
„Ich kann verstehen, daß du
aufgebracht bist, aber...erinnre dich, was alles passiert ist.“
„Ned. Ich bin jede Woche auf dem
Friedhof. Mir ist durchaus bewusst, was ich getan habe und was
geschehen ist. Aber ich muss etwas tun, um dieses Miststück zu
stoppen. Und ich sehe einfach keine andere Möglichkeit mehr, als sie
mit ihren eigenen unfairen Mitteln zu schlagen. Anscheinend ist es
uns nicht einmal möglich diesen Spion zu finden, der uns diese ganze
Sache eingebrockt hat.“
„Trotzdem, Matha. Denk noch einmal in
Ruhe drüber nach bevor du etwas tust, was du später bereust.“
Matha winkt hektisch ab und geht die
Treppe hinauf.
„Und was jetzt?“ fragt Marty
besorgt.
„Jetzt können wir nur hoffen, daß
sie zur Einsicht kommt.“ seufzt Ned.
Susi macht sich auf den Weg nach
hause und wirkt etwas niedergeschlagen, als Uzur sie abfängt und ihr
zu ihrer Einsicht gratuliert.
„Lass mich doch endlich in Ruhe.“
keift sie ihn an.
„Ich weiß überhaupt nicht, wieso du
mich immer so angreifst, Susanne. Ich will dir doch nur helfen...dich
beschützen.“
„Ich brauch keinen Schutz...und dich
brauch ich schon einmal gar nicht, verstanden?“ Sie steigt auf ihr
Fahrrad und fährt davon.
„Ich liebe kratzbürstige Katzen!“
ruft er ihr noch hinter her.
„Du kannst es nicht ertragen, daß es
eine Frau gibt, die dir nicht zu willen ist, oder?“ sagt Debra, die
plötzlich hinter ihm steht, ihn angrinst und in ihr Auto steigt. Er
schaut ihr nur selbstgerecht nach.
Chris ist auch völlig aus dem
Häuschen, als er von Julies Verschwinden hört. Marius ist noch
niedergeschlagener, weil er gehofft hatte, Kelly habe recht, daß
Chris Julie mitgenommen habe.
„Was wenn es Daniel gewesen ist?“
fragt Chris Kelly flüsternd.
„Kann ich mir nicht vorstellen. Er
ist doch spurlos verschwunden und die Polizei hat ihn doch immer noch
im Visier.“
„Aber wer war es dann?“
„Wenn ich das wüsste. Eine der
Schwestern hat erzählt, daß sie von einem Pfleger erzählt habe,
mit dem sie sich gut verstanden hat.“
„Das ist doch ein guter Hinweis.“
„Nur, daß es diesen ominösen
Pfleger gar nicht gibt. Deswegen habe ich Marius auch nichts davon
erzählt.“
„Verdammt!“
„Und was machen wir jetzt?“ fragt
Marius zu ihnen hinüber. „Die Polizei unternimmt nichts, bevor sie
nicht länger verschwunden ist.“
„Keine Sorge. Morgen suchen wir sie.“
sagt Kelly und setzt sich zu ihm. „Wir finden Julie. Ganz sicher.“
Sie schaut dann zu Chris und wirkt doch nicht so optimistisch.
Claudia steht mit ihren Sachen
in der Eingangshalle und alle verabschieden sich von ihr. Sarah steht
oben auf der Galerie und schaut nur zu ihr. Tobias ist sehr traurig
und drückt seine Mutter ganz fest.
„Versprich mir immer brav zu sein und
auf Matha zu hören, ja?“
„Natürlich.“ schluchzt Tobias.
„Du wirst uns sehr fehlen. Und Brad
tut es leid, aber er muss noch arbeiten. Er hätte sich gern von dir
verabschiedet.“ sagt Matha.
Claudia nickt und man spürt ihr
schlechtes Gewissen. Dann drückt Matha sie liebevoll.
„Komm bald zurück, ja?“
Ihr Gepäck wird hinausgetragen. Ned
hilft dabei. Dann schaut Claudia die Galerie hoch und die Blicke von
ihr und Sarah treffen sich kurz, bevor diese fluchtartig
verschwindet.
„Und sorgt bitte dafür, daß Sarah
mit Mutter gut klar kommt.“
„Das machen wir schon.“ sagt Marty
und drückt Claudia auch kurz.
Sie gehen hinaus und bevor Claudia in
den Wagen steigen kann, läuft Tobias noch einmal zu ihr und schmeißt
sich ihr in den Schoss. Claudia bricht dabei fast das Herz. Matha
nimmt ihn und Claudia steigt ein. Gerade als der wagen losfährt,
kommt Brad die Auffahrt hoch und auch ihre Blicke treffen sich kurz.
Brad steigt aus und geht zu den Anderen, die Claudia hinterher
winken.
Matha schaut ihren Mann an. „Du hast
sie grade verpasst.“ Dann geht sie mit den Kindern zurück ins
Haus.
„Bist du nun zufrieden?“ sagt
jemand neben ihm, als Brad dem Auto noch hinterher schaut. Überrascht
schaut er die Person an. Es ist Mick, der ihm einen bösen Blick
zuwirft und auch ins Haus geht.
Kurz darauf geht Brad ins
Kaminzimmer, wo Mick sich einen Drink genehmigt.
„Was hast du damit gemeint, bitte?“
„Das weißt du doch wohl besser als
jeder Andere hier.“
„Ich verstehe nicht...“
„Ach nein? Dann hast du also nicht
deine Frau mit Claudia betrogen?“
Brad wird nervös und versucht Mick zu
beruhigen, bevor alle es hören.
„Wie konntest du nur, Brad? Matha
liebt dich und sie hat weiß Gott nach allem besseres verdient, als
hinterrücks betrogen zu werden.“
„I...ich habe das nicht gewollt.“
„Natürlich nicht. Wie lange lief das
denn schon mit euch?“
„Ich schwöre dir, Mick. Da lief gar
nichts. Es war ein einmaliger Ausrutscher.“
„Dann kannst du es Matha ja auch
ruhig sagen.“
„Bist du verrückt? Unsere Beziehung
ist zur Zeit eh eisig...Das würde sie komplett zerstören.“
„Das hättest du dir vorher überlegen
sollen, mein Freund.“ Mick stellt sein Glas energisch ab und lässt
Brad allein, der sich wütend durch die Haare geht.
Kelly kommt ins Schlafzimmer und
wirkt sichtlich erschöpft. Marty kommt aus dem Bad, nur mit einer
Pyjamahose bekleidet und freut sich seine Frau zu sehen. Er küsst
ihr zärtlich auf den Nacken. Natürlich spürt er, daß sie etwas
beschäftigt und als er erfährt, was passiert ist, nimmt er sie
liebevoll in den Arm.
„Es wird sicher alles gut.“
„Das hoffe ich sehr, Marty.“ seufzt
sie.
Als es Morgen wird, sitzt Brad
schon im Frühstückszimmer. Matha kommt herein, wirkt verwundert,
gibt ihm einen Kuss und bedient sich am Buffet.
„Du warst gar nicht im Bett. Alles
okay mit dir?“ fragt sie.
„Oh...ähm. Ja. Es war nur ein harter
Tag und mir sind so viele Dinge durch den Kopf gegangen. Ich wollte
dich nicht wecken.“
„Wie fürsorglich.“ sagt Mick, der
gerade eintritt und wirft dabei Brad einen bösen Blick zu, was
diesen sehr nervös macht.
„I..ich muss auch gleich in die
Werkstatt. Dollberg will irgendwas besprechen.“ Er springt auf,
küsst Matha flüchtig und geht.
Matha schaut ihm verwundert nach,
lächelt aber. „Er nimmt diesen Job wirklich sehr ernst. Das freut
mich.“
„Apropos Job. Was ist mit dir?
Konntest du überhaupt schlafen?“
„Ehrlich gesagt nein. Ich habe die
ganze Nacht gegrübelt, was ich tun könnte und wie ich es früher
angegangen wäre.“
„Und? Zu welchem Ergebnis bist du
gekommen?“
„Glaub mir. Mir fällt schon noch
etwas ein. Bislang ist mir immer etwas eingefallen.“
„Und eben davor habe ich etwas
Angst.“ seufzt Mick.
„Keine Bange. Ich werde nichts
unüberlegtes tun.“ zwinkert sie ihm zu.
Es klopft an Sarahs Tür und
Marty tritt ein. Es sieht so aus, als habe auch sie kein Auge zu
gemacht. Marty sieht, daß auch sie schon gepackt hat.
„Ich wollte euch zuvor kommen, bevor
ihr mich hinauswerft.“ sagt sie und starrt aus dem Fenster in den
Park.
„Sarah. Niemand will dich
hinauswerfen. Claudia meinte nur, es sei vielleicht besser, wenn du
zu deiner Mutter zurückziehst. Und ihr versteht euch doch jetzt auch
wieder viel besser, oder?“
„Sicher.“
„Aber wenn du lieber bleiben
möchtest...“
„Das ist lieb, aber ich denke, wenn
Claudia und meine Mutter sich mal in einem einig gewesen sind, dann
sollte ich mich dem auch fügen.“
Marty lächelt kurz und lässt sie dann
allein.
Ned sieht vor dem Haus, wie Brad
in seinem Wagen vor dem Lenkrad sitzt und vor sich hinstarrt. Er
klopft vorsichtig an die Scheibe.
„Alles in Ordnung mit dir?“
„Ja...alles okay.“ schreckt Brad
hoch. Ned glaubt ihm nicht, geht um den Wagen rum und steigt auf der
Beifahrerseite ein.
„Was ist los mit dir?“
„Ach...es ist wegen Peter.“
Ned schaut ihn fragend an und Brad
erzählt ihm, was geschehen ist.
„Und jetzt machst du dir Vorwürfe,
daß er wegen dir seinen Job verloren hat.“
„Ja. Ich war gestern schon nah dran
Dollberg die Wahrheit zu sagen...“
„Aber...?“
Brad seufzt. „Peter hat recht. Ich
habe lange nach diesem Job gesucht. Ihn jetzt wieder zu verlieren...“
„Verstehe ich. Aber du weißt, ich
kann deine Hilfe immer noch gut gebrauchen.“ lächelt Ned und
klopft ihm auf die Schulter, bevor er aussteigt.
Brad kommt ins grübeln und scheint
dann eine Idee zu haben. Er startet den Motor und fährt los.
Chris und Marius haben Kelly zur
Schule begleitet. Sie verspricht, daß sie sich umhören wird, ob
jemand von ihren Klassenkameraden etwas von ihr gehört hat. Chris
und Marius wollen unterdessen nach ihr suchen.
Unterwegs im Auto kommen sich Marius
und Chris etwas näher und Marius will Chris noch einmal für seine
Hilfe danken, besonders für das, was er für Julie getan hat.
„Ich? Was habe ich schon groß
getan?“
„Sie waren für sie da, als sie Hilfe
gebraucht hat. Mehr als ich.“
„Unsinn. Glauben sie mir: Julie liebt
sie und ist ihnen sehr dankbar für alles. Der Verlust der Eltern ist
immer hart. Und natürlich eckt man dann oft auch mal an.“
„Ich wollte immer nur das Beste für
sie und habe dann doch alles falsch gemacht.“
„Ich kenne Julie noch nicht so lange,
aber so wie ich sie kennengelernt habe, ist sie eine phantastische,
liebevolle, junge Frau. Und das spricht sehr für ihren Umgang mit
ihr.“
„Nett, daß sie mich aufheitern
wollen...aber wenn dem so wäre, wieso konnte sie sich dann nicht an
mich erinnern?“ Nach kurzen Schweigen fragt er dann: „Wo fahren
wir jetzt eigentlich hin?“
„Zum Krankenhaus.“
Matha ist zum Friedhof gefahren.
Sie erhofft sich dort mit ihrem Gespräch zu Marion eine Eingebung.
Aber es scheint alles weiter still zu sein, was sie verzweifeln
lässt.
Da tritt Marty neben sie.
„Ich habe geahnt, daß du hier bist.
Du hast wohl unseren Termin mit den Aktionären vergessen.“
„Aber der ist doch erst...“ Sie
schaut auf ihren Arm, wo sie feststellt, daß sie in dem ganzen
Stress ihre Uhr vergessen hat. Sie seufzt. „Es tut mir leid, Marty.
Ich bin einfach am Ende. Normalerweise gibt mir dieser Platz Kraft
und manchmal habe ich das Gefühl, daß Marion mir Mut zu spricht und
Ideen zu flüstert. Ich weiß, daß klingt dumm.“
„Überhaupt nicht. Mir geht es oft
ähnlich wie dir. Ich liebe Kelly über alles, aber trotzdem wird
Marion immer meine erste große Liebe sein und wenn ich nicht weiter
weiß, bin ich hier und spüre, wie der alte Elan wieder aufgeladen
wird.“
„Dann bin ich nicht verrückt?“
„Ein bisschen vielleicht.“ grinst
er und sie lächelt zurück. „Und jetzt müssen wir wirklich los.“
Er nimmt sie in den Arm und gemeinsam gehen sie zurück zu ihren
Wagen.
Etwas später betreten sie das
Konferenzzimmer in dem sich die Aktionäre lautstark, aufgeregt und
besorgt unterhalten. Erst als Matha auf den Tisch haut, kehrt Ruhe
ein.
„Ich weiß, daß sie alle gehört
haben, was geschehen ist. Aber ich versichere ihnen, daß es keinen
Grund zur Panik gibt.“
„Das sagen sie jetzt schon seit
Monaten und doch stürzen die Zahlen in ein tiefes Loch.“
„Das ist richtig. Aber sie kenne mich
lang genug, um zu wissen, daß ich keine Scherze mache, wenn es um
das Überleben meiner Firma geht.“
„Sie würde über Leichen gehen.“
wirft jemand ein und es wird wieder getuschelt.
„Nun. Das stimmt. Ich habe in der
Vergangenheit einige Dinge praktiziert, die...nun ja, nicht ganz
sauber gewesen sind. Doch da kann ich sie beruhigen. So weit wird es
nicht mehr kommen.“
„Sondern?“
„Ich bin dabei etwas auf die Beine zu
stellen, was der Konkurrenz den Boden unter den Füssen wegziehen
wird. Und da können sie sicher sein! Wir werden schon bald wieder an
der Spitze stehen und schwarze Zahlen schreiben.“
„Und L´Adore?“ fragt jemand und
alle anderen stimmen mit ein. „Ja. Was ist mit L´Adore?“
„L´Adore? Wer oder was ist das?“
sagt Matha nur cool und scheint damit tatsächlich die Menge zu
beruhigen, so daß diese begeistert auf den Tisch klopfen.
„Sehr gut.“ flüstert Marty ihr zu.
Als sie wieder in ihrem Büro
sind, fragt Mick: „Und was ist das für eine Bahn brechende Idee,
die du auf die Beine stellen willst?“
Auch Marty schaut sie erwartungsvoll
an, doch durchschaut es schnell. „Du hast gar keine, oder?“
Chris fragt sich durch das ganze
Krankenhaus und ist dabei sehr forsch, was Marius imponiert. Aber der
Erfolg bleibt aus. Als sie sich in in den Eingang setzen, leicht
erledigt und desillusioniert, sagt Marius auch, daß er Chris gut
leiden kann.
„Danke. Beruht auf Gegenseitigkeit.“
„Und was jetzt? Wir scheinen jetzt
jeden gefragt zu haben, der etwas über diesen Pfleger wissen
könnte.“
„Ja. Das stimmt.“ seufzt Chris.
„Aber langsam werde ich das Gefühl nicht los, als wenn es ihn gar
nicht gäbe. Vielleicht hat Julie...na ja, ihn sich eingebildet.“
„Das glaube ich nicht.“
„Gut. Dann mal weiter.“ stöhnt
Chris und steht auf. Auf dem Weg zum Parkplatz sieht er ein Auto und
ihm fällt durch eine Rückblende ein, daß er den Wagen schon mal
mit Daniel gesehen hat.
„Was ist?“ fragt ihn Marius.
„Ich könnte mich irren, aber...ist
das dort nicht die Karre von Daniel?“
Marius schaut hinüber und denkt auch
nach.
Brad steht vor dem Haus in einer
heruntergekommenen Gegend. Er klingelt an einer Tür und steht kurz
darauf vor Peter, der sich sehr wundert. Er bittet etwas widerwillig
Brad herein. Die Wohnung sieht schlicht und etwas heruntergekommen
aus.
„Was verschafft mir die Ehre?“
„Ich wollte nur mal fragen, wie es
mit der Jobsuche vorangeht.“
„So schnell geht das auch nicht, das
müsstest du doch wissen.“ lacht Peter.
„Ja, das weiß ich. Und deswegen will
ich dir auch einen Vorschlag machen.“
„Jetzt bin ich aber gespannt.“
„Wie wäre es, wenn du bei uns im
Fuhrpark arbeiten würdest.“
„Was?“
„Du weißt doch, daß wir dort Hilfe
benötigen. Ich konnte es nicht...“
„Familie.“
„Genau. Aber du könntest es. Bitte
Peter. Nachdem, was du für mich getan hast, möchte ich dir auch
helfen.“
Peter scheint nicht sehr begeistert zu
sein.
Elisabeth will Sarah abholen.
Diese geht kampflos mit. Natürlich bedankt sich Elisabeth noch bei
Matha und Marty für ihre Fürsorge.
„Wenn du Hilfe brauchst, meld dich
einfach, okay?“ flüstert Marty Sarah noch zu. Dann gehen sie.
„Irgendwie komisch die ganze
Geschichte, findest du nicht?“ fragt Matha Marty, als sie ins
Arbeitszimmer gehen.
„Ja. Aber lass uns jetzt über unser
eigenes Problem reden. Du hast den Aktionären eine Show der
Extravaganz angekündigt. Jetzt musst du den Zirkus auch in die Stadt
holen.“
„Ich weiß, ich weiß.. und ich...“
Matha hat plötzlich eine Idee. „Das ist es, Marty!!“
Mick besucht Thorsten zuhause
und wundert sich, daß er ihn nicht in seinem Laden angetroffen hat
und auch über das Schild, was er dort gesehen hat, daß die
Kollektion sich verschiebt.
„Ach. Es gibt Probleme mit ein paar
Stoffen, die ich bestellt habe.“
„Probleme? Lass mich raten: Alexandra
L´Adore?“
„Japp. Sie hat ja gesagt, daß sie
mich vernichten will.“
„Und deswegen gibst du so schnell
auf? Wo ist denn dein Kampfgeist?“
„Gute Frage. Wenn du ihn gefunden
hast, sag mir Bescheid.“
„So kenne ich dich gar nicht,
Thorsten. Und ehrlich gesagt, finde ich das arg beunruhigend.“
„Frag mich mal. Mein Leben lang
wollte ich mich aus diesem Geschäft raus halten. Habe einen
Familienstreit in Kauf genommen, bin nach Amerika geflüchtet, nur um
jetzt als einziger der Familie Mars noch dieses Unternehmen in der
Hand zu haben. Und was passiert? Nachdem ich dachte, ich hätte alles
fest im Griff, alle Querelen wären beseitigt, werde ich erneut in
einen Kampf hineingezogen und stehe nun selbst wieder vor dem Ruin.
Vielleicht ist es einfach ein Zeichen.“
„Ja vielleicht. Und zwar ein Zeichen,
daß du kämpfen sollst. Und da gibt es doch noch eine Möglichkeit.“
„Und die wäre?“
„Dein Bruder Lars.“
Marius und Chris sitzen im Auto
und behalten den anderen Wagen im Auge. Tatsächlich kommt plötzlich
Daniel aus dem Krankenhaus, steigt ein und fährt los. Die Beiden
folgen ihm.
Elisabeth hilft Sarah ihre
Sachen in ihrem Zimmer auszupacken und beteuert immer wieder, wie
froh sie ist, daß sie wieder bei ihr sei. Da klingelt das Telefon.
Sie geht kurz dran, würgt die Person aber ab, sagt sie rufe zurück
und kehrt dann zu Sarah zurück.
„Mutter. Ich kann das alleine
machen.“
„Bist du dir sicher? Ich helfe dir
gern, mein Kind.“
„Wirklich. Ich bin erwachsen.“
„Ist ja gut. Ich wollte dir doch nur
helfen.“ sagt Elisabeth beleidigt.
„Das weiß ich doch.“ sagt Sarah
beruhigend.
„Also gut. Aber wenn du mich
brauchst, dann sag Bescheid, okay?“
Elisabeth geht hinaus und Sarah fühlt
sich erleichtert. Sie will versuchen wieder zu flüchten. Und horcht,
wo Elisabeth gerade ist. Sie hört, daß diese in ihrem kleinen
Arbeitszimmer telefoniert. Sarah will sich vorbei schleichen, als sie
bemerkt, daß ihre Mutter mit Claudia spricht.
„Ich habe dir gesagt, daß ich mich
um alles gekümmert habe, Claudia. Wenn du morgen früh zum Flughafen
fährst, wirst du alle Unterlagen überreicht bekommen. Gut. Es ist
besser für Sarah.“
Diese ist erschrocken und kann sich
kaum bewegen.
Sarah ist wieder in ihrem
Zimmer, als ihre Mutter zu ihr kommt und sagt, sie würde kurz etwas
besorgen.
„Brauchst du noch etwas, mein Kind?“
„Nein danke. Ich habe alles.“
Dann geht Elisabeth. Als Sarah hört,
wie die Tür zufällt, will sie in das Arbeitszimmer, doch es ist
abgeschlossen.
„Verdammt.“ flucht Sarah, hat dann
aber einen Gedanken und läuft hinunter in das Hausmeisterzimmer.
Dort findet sie tatsächlich den Generalschlüssel, läuft zurück
und betritt das Zimmer. Sie geht zum Telefon und wählt die
Wahlwiederholung. Dort meldet sich der Empfang eines Hotels. Sarah
legt wieder auf und wirkt glücklich.
Marty läuft nachdenklich durch
das Zimmer.
„Eine Modeparty?“
„Ja. Wieso nicht? Der Korthball war
auch immer das Ereignis. Und von diesen Sachen sind wir durch
die Expansion stark abgekommen. Lass uns wieder dorthin zurückkehren.
Wieso nicht jetzt in einer großen Lagerhalle eine Party, wo die
Modells in unseren Designs herumlaufen, so daß die Kunden alles
sofort sehen können.“
„Mode zum anfassen also?“
„Genau. Wichtig ist nur, es so geheim
zu halten, daß niemand davon Wind bekommt, bevor nicht alles 100%ig
feststeht.“
„Die Idee ist nicht schlecht. Aber
wie willst du das geheim halten vor L´Adore?“
„Du kennst mich doch.“ grinst
Matha. „Ich sagte doch, man muss sie mit ihren eigenen Waffen
schlagen.“
„Das bedeutet was?“
„Weißt du, was Filmproduzenten am
Set gern tun, wenn sie befürchten, daß das Ende eines Films zu früh
bekannt wird?“
„Nein. Aber du wirst es mir sicher
gleich sagen.“
„Sie lassen mehrere Drehbücher
schreiben mit verschiedene Enden.“
„So daß keiner weiß, welches das
Echte ist.“
„Genau so ist es.“ grinst Matha.
Es klopft und der Butler kommt herein:
da wäre ein Gespräch für Marty. Er nimmt es entgegen.
„Ach du lieber Himmel. Das habe ich
vollkommen vergessen.“ haut er sich vor die Stirn.
Auch bei Claudia klopft es und
sie ist völlig erschrocken, als Sarah vor ihr steht.
„Wie...?“
„Du bist also noch nicht abgereist,
wie ich sehe.“
„Nein. Erst...“
„Morgen, ich weiß. Ich habe dein
Gespräch mit Mutter mitbekommen. Und ich will jetzt wissen, was da
zwischen euch läuft. Und komm mir nicht mit irgendwelchen Ausreden,
okay?“
Als Matha zu ihrem Zimmer will,
hört sie aus einem anderen das Brausen der Dusche und jemanden
singen. Sie ist völlig überrascht und klopft. Da keiner reagiert,
geht sie hinein. Das Zimmer müsste eigentlich leer sein aber sie
sieht einen alten Koffer auf dem Bett liegen. Sie nähert sich diesem
und bemerkt nicht, daß die Dusche aufgehört hat.
„Hallo.“ sagt jemand und
erschrocken dreht sie sich um. In der Badezimmertür steht Peter. Die
Kamera zeigt ihn von hinten, wie er nackt, nur mit einem Handtuch auf
den Schultern, in der Tür steht und Matha ihn mit großen Augen
anstarrt.
Marius und Chris sind Daniel bis zu
einer Wohnung gefolgt.
„Glaubst du wirklich, daß sie...“
fragt Chris.
„Das werden wir jetzt herausfinden.“
erwidert Marius und steigt entschlossen aus. Da geht die Haustür
schon auf und Daniel kommt mit Koffern heraus, die er in den
Kofferraum seines Wagens legt. Julie folgt ihm und lächelt ihn an.
„Julie.“ sagt Marius erst leise und
ruft sie dann laut: „Julie!“
Daniel zuckt zusammen, baut sich dann
aber schützend vor Julie auf.
„Was... hast du vor?“ sagt Marius,
während Chris ebenfalls aussteigt und zu ihm läuft. „Lass mich zu
ihr!“ brüllt er Daniel an und droht ihn zu weg zu stoßen.
„Sie will dich nicht sehen!“ sagt
Daniel.
„Das hast du nicht zu entscheiden.
Julie!“
„Bitte. Wieso können sie mich nicht
in Ruhe lassen?“ sagt Julie und klingt sehr verzweifelt.
„Aber ich bin dein Bruder. Was hast
du vor...mit dem?“
„Das ist mein Freund und ich liebe
ihn.“
„Was?“
„Julie, lass uns in Ruhe darüber
reden.“ greift Chris ein.
„Nein. Bitte Daniel. Lass uns
fahren.“ sagt Julie und steigt in den Wagen.
„Ihr habt die Lady gehört.“ grinst
Daniel fies.
„Wo willst du mit meiner Schwester
hin?“
„Weit weit weg!“ lacht Daniel und
steigt ein. Dann tritt er aufs Gas und Marius und Chris können nur
entsetzt hinter her schauen.
„Julie!!!“ brüllt Marius noch
verzweifelt.
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