Nach dem Vorspann sieht man
Claudia mit dem Schreiben, welches ihr ihre Mutter gegeben hat,
allein in der Bibliothek sitzen. Sie kämpft mit den Tränen, als
Tobias zu ihr kommt und sie fragt, was los sei mit ihr und wieso
seine Oma wieder gefahren ist, ohne sich zu verabschieden. Claudia
schluckt ihre Tränen hinunter, nimmt ihren Sohn in den Arm und kann
nichts sagen.
Zu selben Zeit bugsiert der Arzt
Marius aus dem Krankenzimmer. Kelly folgt ihnen.
„Was ist los? Wieso erkennt sie mich
nicht?“ fragt Marius völlig aufgelöst und Kelly versucht ihn zu
beruhigen.
„Bitte, Herr Bauer. Das ist kein
Grund zur Aufregung. So ein Gedächtnisverlust kann bei Komapatienten
vollkommen normal sein. Meist legt es sich nach kurzer Zeit. Haben
sie etwas Geduld und seien sie jetzt einfach für ihre Schwester da.“
Marius wirkt trotzdem noch nicht
beruhigt.
Mick hört wie die Eingangstür
zu knallt; stürmt mit Marty und Ned in die Eingangshalle, wo ihnen
schon eine aufgeregte Matha entgegen kommt.
„Was bildet diese Person sich
eigentlich ein??“ flucht sie, während sie in den kleinen Salon
läuft und die anderen ihr folgen. „Sie streitet es nicht einmal
ab. Vernichten will sie uns. Ha! Da kennt sie mich aber schlecht!“
„Was...willst du jetzt tun?“ fragt
Marty etwas unsicher.
„Als erstes will ich endlich wissen,
wer ihr Spion ist. Und dann...dann bekämpfe ich sie mit ihren
eigenen Mitteln!“ Sie schaut ziemlich finster und genehmigt sich
einen kräftigen Schluck aus ihrem Glas, welches sie sich davor
eingeschenkt hat.
Als Brad nach hause kommt
begegnet er ausgerechnet Claudia in der Küche. Diese will sofort
ausweichen, aber er hält sie fest.
„Soll das jetzt so weitergehen
zwischen uns?“
„Du weißt, was ich fühle und keine
Sorge. Ich habe dir gesagt, daß ich ausziehen werde. Es ist das
Beste für uns Beide.“
„Und Matha?“
„Natürlich...du machst dir nur
Sorgen um dich und wie du ihr meinen Auszug erklären sollst. Aber
keine Sorge: ich werde es ihr selbst erklären.“
„Was möchtest du wem erklären?“
fragt plötzlich jemand und die beiden wenden sich erschrocken der
Person zu. Es ist Sarah.
„Ich lasse euch besser allein.“
sagt Brad und geht. Sarah setzt sich zu ihrer Schwester.
„Was ist jetzt schon wieder zwischen
euch vorgefallen?“
„Nichts.“
„Ja, das habe ich gesehen.“
„Sarah...auch wenn du es nicht
einsehen willst...ich habe meinen Entschluss nicht geändert. Ich
werde in den nächsten Tagen ausziehen.“
Sarah seufzt. „Und was ist mit
mir...und Tobias?“
„Tobias kommt natürlich mit und
du...“ In einem Backflash sieht sie ihre Mutter, die ihr droht, daß
Sarah zu ihr ziehen soll oder in die Psychiatrie geht. Sie schüttelt
diesen Gedanken wieder ab. „Ich würde mich sehr freuen, wenn du
ebenfalls mitkommen würdest. Ich weiß, daß dir das Leben hier
gefällt, aber...es ist nun mal nicht unseres.“ Sie steht auf und
streichelt sanft über Sarahs Hand. „Es tut mir leid.“ Dann geht
sie hinaus.
Am nächsten Morgen ist Matha
sehr nachdenklich, was Brad natürlich bemerkt. Er versucht sein
eigenes schlechtes Gewissen zu überspielen und sich seiner Frau zu
nähern. Doch diese ist zu sehr mit der Wut auf Alex beschäftigt,
so daß Brad sich traurig abwendet.
„Oh, da fällt mir ein: Ich habe
Peter heute Abend zum Essen eingeladen. Ich hoffe, das ist okay für
dich.“
„Wie?“ reißt sich Matha aus ihren
Gedanken. „Natürlich, Schatz. Kein Problem.“
Brad versucht zu lächeln und küsst
sie flüchtig auf die Wange, bevor er das Zimmer verlässt.
Auf dem Flur trifft Brad auf
Sarah, die sehr wütend auf ihn ist. Dies sagt sie ihm auch und gibt
ihm die Schuld an Claudias labilen Zustand.
„Ich habe ihr gesagt, sie muss nicht
ausziehen.“ verteidigt er sich. „Es ist ganz allein ihre
Entscheidung.“
„Wieso konntest du nicht einfach die
Finger von ihr lassen?!“ flucht sie und stürmt die Treppe
hinunter.
Brad kneift seufzend und wütend die
Augen zu.
Marty freut sich natürlich mit
Kelly, daß Julie aufgewacht ist und glaubt auch, daß sich das mit
ihrem Gedächtnis wieder einrenken wird.
„Das hoffe ich sehr. Ich habe Marius
geraten sich jetzt wieder auf die Arbeit zu konzentrieren. Wenn er
jetzt noch seinen Job verlieren würde, verliert er völlig den Boden
unter den Füssen.“
„Da hast du recht.“
„Und wie sieht es bei euch in der
Firma aus?“
„Frag nicht. Diese Alexandra L´Adore
macht uns eine Menge Schwierigkeiten und ich habe das Gefühl, daß
wir damit noch lange zu kämpfen haben.“
„Ja. Ich habe diese Werbetafeln
gesehen. Sehr beeindruckend.“
„Vor allem, wenn man weiß, daß die
Sachen aus unserer neuen Kollektion stammen.“
„Wie bitte?“
„Matha ist auf 180 und sie hat Recht.
Wir müssen diesen Informanten finden, bevor er uns vollkommen
ruiniert!“
Susi ordnet gerade ein paar
Formulare, als das Telefon klingelt. Sie meldet sich wie gewohnt.
Mick und Ned kommen aus dem Fahrstuhl und Mick grinst, als er Neds
Gesichtsausdruck sieht.
„Du bist wohl bei ihr immer noch
keinen Schritt weiter, oder?“
„Ich habe dir doch gesagt, ich werde
mich zurückhalten.“
„Feigling.“
Dann stehen sie vor dem Empfang und
Susi beendet das Gespräch. Sie zuckt etwas nervös zusammen, als sie
Mick und Ned vor sich sieht. Sie lächelt und reicht Mick seine Post,
welche dieser entgegen nimmt und sich in Richtung Büro verzieht.
„Wie...geht es dir?“ fragt Ned.
„Danke. Gut soweit und dir?“
Mick sieht das, grinst und geht Kopf
schüttelnd in sein Büro.
Kelly ist noch einmal zu Julie
ins Krankenhaus gefahren. Diese erinnert sich immer noch nicht und
ist darüber mehr als verärgert.
„Du musst dir Zeit geben. Versuch
nicht krampfhaft Erinnerungen herbeizurufen.“
„Aber diese...diese Nebelwand. Der
Doktor sagt auch, ich solle es langsam angehen. Aber...alles was ich
sehe ist Nebel. Ich weiß nicht einmal wer ich bin.“
Kelly lächelt mild und nimmt ihre
Hand. „Du musst geduldig sein.“
Julie schaut sie an und wie ein Blitz
sieht sie Kelly vor sich in einem Klassenzimmer. Doch sofort verliert
sich dieses Bild wieder.
„Alles in Ordnung?“ fragt Kelly
besorgt.
„J...ja. Ich dachte nur...“ Dann
schüttelt sie aufgebend den Kopf.
„Ruh dich aus. So wie ich den Arzt
verstanden habe, kannst du schon bald nach hause.“
„Nach hause...Aber wo ist das?“
Uzur geht zu Marius, der in
einer Sitzecke der Modellabteilung auf Debra wartet.
„Ich habe schon gehört, daß du
wieder hier bist. Hätte ich ja nicht gedacht.“ lacht Uzur und
setzt sich zu ihm. Marius Mimik zeigt deutlich, daß ihm das gar
nicht passt.
„Was willst du, Uzur? Willst du mich
wieder beleidigen? Provozieren? Entschuldige, wenn ich da zur Zeit
keinen gesteigerten Wert drauf lege. Ich habe genügend andere Dinge
im Kopf, als mich mit einem Möchtegern-Macho auseinander zu setzen.“
„Oho. So harte Worte von dir? Da hat
wohl während seiner Abwesenheit jemand ordentlich
Selbstbewusstseinsmüsli gegessen, was? Aber keine Sorge, mein
Lieber. Ich habe dich hier derweilen sehr gut vertreten.“ zwinkert
Uzur ihm zu, beugt sich dann zu Marius und flüstert: „Im Ernst,
Marius. Vielleicht solltest du dir überlegen, ob du nicht doch
lieber woanders dein Gesicht in eine Kamera hältst...solange es noch
so schön ist.“
Er steht grinsend auf und geht an Debra
vorbei, die gerade hereinkommt und ihm noch flüchtig einen Blick zu
wirft.
„Alles in Ordnung?“ fragt sie.
Marius nickt.
Claudia wartet im Wohnzimmer von
Elisabeth auf ihre Mutter, welche dann auch eintrifft.
„Schön dich zu sehen. Ich hoffe, du
hast dir die Sache durch den Kopf gehen lassen.“
„Du meinst deine Erpressung?“
„Das ist aber ein hartes Wort.“
„Aber entspricht doch der Wahrheit.“
„Kommen wir zur Sache. Wie hast du
dich entschieden?“
„Ich kann einfach nicht glauben, daß
du das tust. Du willst deine geliebte Tochter tatsächlich lieber in
der Psychiatrie sehen als bei mir? Wieso, Mutter? Wieso tust du uns
das an?“
„Das war nicht meine Frage.“
„Bist du so vereinsamt, daß du
Menschen schon mit solchen Attacken an dich binden musst? Und was
genau versprichst du dir davon? Denkst du, Sarah wird das ohne
weiteres hinnehmen, daß du sie so zu dir holst? Wieso erkennst du
nicht, daß Sarah und ich endlich, nach so langer Zeit, wie
Schwestern zueinander stehen? Wieso willst du das wieder kaputt
machen?“
„Weil...Du weißt genau wieso!“
„Komm mir jetzt nicht schon wieder
damit, daß ich so ein schlechter Umgang für sie wäre. Ich weiß,
daß du sie mir immer vorgezogen hast und ich nur eine Last und
Enttäuschung für dich gewesen bin. Nie konnte ich dir irgendetwas
recht machen, egal wie sehr ich mich angestrengt habe um mir deine
Liebe zu erkämpfen.“ Sie ist den Tränen nahe. „Nie hast du mich
in den Arm genommen, geküsst oder gezeigt, daß du auch nur
irgendetwas für mich empfindest.“
„Es hat dir nie an etwas gefehlt,
oder?“ weicht Elisabeth dem traurigen Blick ihrer Tochter aus.
„Ach du meinst, weil ich ein
Kindermädchen hatte? Ja das stimmt. Und weißt du was? Bernadette
war mir mehr eine Mutter als du es je gewesen bist. Ich...ich habe
mich doch geändert, Mutter. Ich habe mein Leben im Griff, einen
guten Job, einen Sohn...dein Enkel, der so liebenswert ist, wie man
es sich nur wünschen kann. Und Sarah...wir sind endlich eine Familie
geworden. Du kannst ein Teil von dieser Familie sein.“
Elisabeth dreht sich zu ihr um und
blickt sie scharf an. „Also? Wie ist deine Entscheidung?“
Claudia muss ernüchternd erkennen, daß
ihr Appell vergebens ist und kehrt auch zurück in ihre Gegenhaltung.
„Sarah ist alt genug. Sie wird ihre
Entscheidung selbst treffen.“
„Du hast...“
„Ob ich ihr von deiner Erpressung
erzählt habe? Nein. Ich werde sie nicht so verletzten. Aber ich
werde bei den Korths ausziehen und überlasse ihr die freie Wahl, ob
sie zu dir, zu mir oder wieder in ihre alte Wohnung zurückkehren
will.“
„Das steht nicht zur Debatte!“
„Du kannst sie nicht zwingen zu dir
zu kommen!“
„Du weißt, daß ich das sehr wohl
kann!“
Claudia wischt sich die Tränen weg und
lacht. „Du würdest sie niemals in die Psychiatrie schicken. Dafür
liebst du sie zu sehr.“ Sie wendet sich dem gehen zu, bleibt dann
aber in der Tür noch einmal stehen und sagt, ohne sich umzudrehen.
„Ich frage mich, ob du Schuld an meinem verkorksten Leben bist.
Fragst du dich das manchmal auch?“ Dann geht sie weiter.
Kelly besucht Chris, der sich
krank gemeldet hat.
„Bist du wirklich krank oder
verkriechst du dich nur wieder?“
„Das siehst du doch.“ schlurft
Chris in seinem Bademantel zurück ins Wohnzimmer, wo er sich wohl
die letzten Tage aufgehalten hat.
„Du solltest dich nicht so hängen
lassen. Wieso ziehst du dich nicht an und wir gehen etwas nach
draußen.“
„Ich will nicht.“
„Aber...“
„Ich will nicht!!“
Kelly setzt sich seufzend zu ihm. „Man
wird Daniel dran kriegen. Verlass dich drauf.“
„Darum geht es doch gar nicht mehr.“
„Worum geht es denn dann. Erkläre es
mir, denn ich verstehe es nicht. Und auch wieso du Julie nicht
besuchen willst. Vielleicht kann sie sich ja an dich erinnern.“
„Es...es geht einfach nicht.“
„Fein.“ springt sie wütend auf.
„Dann bleib hier und bemitleide dich weiter selbst. Aber dadurch
verschwinden deine Probleme auch nicht!“ Sie geht und er schaut ihr
nach, bis er die Tür laut zufallen hört.
„Verdammt, verdammt, verdammt!“flucht
er und fährt sich sich verärgert über sich selbst durch die Haare.
Matha ist in die Modellabteilung
gekommen, um Marius wieder zurück an Bord willkommen zu heißen.
Natürlich tut es ihr um Julie leid.
„Danke.“
„Aber ich bin froh, daß du wieder
hier bist. Ich habe ein paar neue Pläne und hoffe sehr, daß du dich
fit genug dafür fühlst.“
Marius zögert erst, reißt sich dann
aber zusammen und nickt.
Aus sicherer Entfernung beobachtet Uzur
Zähne knirschend die Szene. Debra sieht ihn zufällig und wirft ihm
einen ermahnenden Blick zu.
Kurz darauf sitzt Matha mit Mick
und Marty in ihrem Büro und verlangt konstruktive Vorschläge, wie
sie vorgehen sollen. Doch alle Vorschläge sind ihr zu plump.
„Was ist denn jetzt mit deiner
geplanten Kampagne?“ fragt Marty. „Willst du sie trotz L´Adore
noch umsetzen?“
„Wie denn? Solange ich nicht weiß,
ob diese ganze Kollektion von mir gestohlen wurde, kann ich keinen
der Designs umsetzen. Die Gefahr, daß die ganze Arbeit und das Geld
umsonst eingesetzt war ist einfach zu groß. Diesen Triumph gönne
ich diesem Miststück nicht.“
Sie atmet tief durch und starrt aus dem
Fenster. „Wie weit sind wir in Hinblick auf die Entlarvung des
Informanten?“
„Leider...noch keine Spuren.“
Schwungvoll dreht sich Matha um. „Das
ist doch wohl ein Scherz! Ich will, daß da endlich was passiert! Wie
sollen wir weitermachen, solange jeder Schritt Gefahr läuft
aufgedeckt zu werden?“
Wieder hört man Mathas letzten
Satz dumpf aus einem Gerät, welches auf einem Tisch steht. Dann
folgt ein leichtes Streitgespräch zwischen ihr und Marty, in dem sie
ihm Schuld gibt nicht genügend Druck zu machen. Die Kamera zoomt
währenddessen von dem Gerät hoch und man sieht eine sehr teure
Suite eines Hotels. Am Fenster steht Alex, die auf die Stadt hinunter
sieht mit einem Sektglas in der Hand an welchem sie zufrieden nippt.
„Sie möchte also den Informanten?“
sagt sie leise zu sich. „Dann geben wir ihr doch einen
Informanten.“ Sie lacht und nippt wieder an ihrem Glas.
Als Claudia nach hause kommt
wird sie von Tobias förmlich belagert. Er wirkt sehr aufgebracht.
„Stimmt es, was Tante Sarah gesagt
hat? Müssen wir wirklich weg? Ich will nicht weg von hier! Wieso
können wir nicht hier bei Tim und Matha bleiben? Habe ich was falsch
gemacht? Bin ich Schuld? Es tut mir leid, wenn ich Ärger gemacht
habe.“
„Beruhige dich doch.“
„Ich schwöre, ich werde mir auch in
der Schule mehr Mühe geben. Aber lass uns nicht hier wegziehen.“
„Tobias.“ sie kniet sich hin und
hält ihn an den Schultern fest. „Es ist nicht deine Schuld.“
„Ist...ist es, weil sie uns nicht
mehr hier haben wollen?“
„Nein, mein Schatz. Keiner vertreibt
uns.“
„Dann verstehe ich es nicht.“
„Es wird einfach Zeit für uns wieder
auf eigenen Beinen zu stehen, verstehst du? Wir...wir gehören
einfach nicht hier her.“
Sie will ihn in den Arm nehmen, aber er
reißt sich los und läuft davon. Sie seufzt und sieht dann Sarah
oben auf der Galerie stehen, die sich dann abwendet und geht.
Kurz darauf platzt Claudia
wütend in Sarahs Zimmer.
„Was fällt dir ein Tobias so
aufzuhetzen?“
„Wieso? Ich dachte nur, er habe ein
recht zu erfahren, was du vor hast.“
„Das wäre meine Sache gewesen.“
„Das wäre meine Sache gewesen.“
„Stimmt. Es wäre deine Sache
gewesen. Aber du denkst ja in letzter Zeit nur noch an dich. Hättest
du dich mehr im Zaum gehabt, würden wir jetzt nicht von hier fort
müssen.“
„Ganz ehrlich, Sarah. Die Einzige,
die hier wirklich nur an sich denkt, bist du. Weil du das süße
Leben hier genießt ist es dir vollkommen egal wenn andere darunter
leiden. Wenn du den Luxus so schön findest...wieso ziehst du dann
nicht zurück zu Mutter.“
„Das ist nicht dein Ernst!“
„Doch, das ist es. Vielleicht wäre
es wirklich besser für alle.“ Aufgebracht stürmt Claudia wieder
hinaus. Vor der Tür tut es ihr schon wieder leid. Man erkennt, daß
sie keinen anderen Ausweg sieht, als Sarah so zu provozieren, daß
sie freiwillig zu Elisabeth zurück gekehrt.
Ned betritt das Büro von Matha,
die gerade telefoniert, um ihr mitzuteilen, daß er Susi ebenfalls zu
dem Essen eingeladen hat. Mick grinst, was Ned ignoriert.
„Läuft da was zwischen dir und
Susi?“ fragt Marty überrascht. Mick will was sagen, aber verkneift
es sich grinsend.
„Wir sind nur Freunde.“ lügt Ned
und wirkt etwas ertappt.
Matha legt auf.
„Was ist los?“ fragt Marty, als er
ihren Gesichtsausdruck sieht.
„Das war Tim. Wusstet ihr, daß
Claudia tatsächlich ausziehen will?“
Alex trifft sich mit Thorsten in
der Stadt zum Essen. Nach einem Austausch der neusten Wege, welche
die Firmen gehen wollen, erwähnt sie ganz nebenbei, ob er wusste,
daß Korth ein kleines Essen gibt.
„Nein. Woher sollte ich davon
wissen?“
„Nur so. ich dachte, weil sie ja so
eng mit einem Teil der Familie befreundet sind.“ Sie schaut ihn
grinsend an. „Vielleicht sollten sie zufällig dort auftauchen. Und
auf diesem weg ein paar Informationen herausbekommen, was die so vor
haben.“
„Ich weiß nicht...das würde doch
auffallen.“
„Ein kleiner Besuch unter Freunden.
Was ist schon dabei?“
Thorsten gefällt ihr Blick gar nicht.
Es wird Abend und Susi bedankt
sich bei Matha für die Einladung. Diese ist mit den Gedanken
woanders und hält Ausschau nach jemanden. Ned kümmert sich
liebevoll um Susi.
„Hast du Claudia irgendwo gesehen?“
fragt Matha Marty, doch dieser verneint. Dann kommen Brad und Peter,
der sehr beeindruckt von dem Haus und dem Anwesen ist. Brad stellt
ihn Matha vor.
„Es ist mir ein großes Vergnügen
sie kennenzulernen.“ lächelt Peter und küsst Matha galant die
Hand, was diese sehr überrascht.
„Bitte entschuldigt mich. Ich werde
mich kurz umziehen.“ sagt Brad und verschwindet hinauf.
„Vielleicht kann ich ihnen solange
die Anderen vorstellen.“ sagt Matha zu Peter, der ihr daraufhin
folgt.
Marius ist zu Julie ins
Krankenhaus gefahren. Er hofft sehr, daß sie sich inzwischen an ihn
erinnern kann, aber er wird enttäuscht. Sie sieht das und
entschuldigt sich bei ihm.
„Ich will sie...dich nicht
verletzen.“ sagt sie traurig.
„Nein nein...das tust du nicht. Du
wirst dich schon noch erinnern. Wir müssen einfach nur Geduld
haben.“ lächelt er, aber als sie wegschaut, sieht man, wie hart es
für ihn ist.
Nachdem Brad wieder zurück ist,
entschuldigt Matha sich kurz bei Peter und nimmt Brad zur Seite.
„Weißt du etwas, wieso Claudia
plötzlich tatsächlich ausziehen will?“
„Was...ich? Ähm, wieso sollte ich
etwas wissen?“
„Na ihr habt in den letzten Wochen
doch viel Zeit miteinander verbracht. Hat sie dir irgendwas gesagt?
Fühlt sie sich unwohl hier?“
„Nicht das ich wüsste.“
„Ich verstehe das einfach nicht.“
„Vielleicht...vielleicht will sie
einfach wieder auf eigenen Beinen stehen.“
Matha nickt. „Vielleicht.“
Da kommt Ned mit Susi und Peter zu
ihnen.
„Du hast mir gar nicht erzählt, was
für ein toller Kerl Peter ist.“ sagt Ned überschwänglich. „Er
kennt sich ja besser aus mit Autos als ich. Vielleicht sollte ich dir
mal unseren Fuhrpark zeigen.“
„Das...das wäre phantastisch. Brad
hat mir schon viel davon erzählt.“
„Bist du mir böse wenn...“ wendet
sich Ned schuldbewusst an Susi. Diese schüttelt lächelnd den Kopf
und schon sind Ned und Peter verschwunden.
„Männer!“ sagen Matha und Susi
gleichzeitig und lachen.
Marius verlässt das Zimmer und
spricht noch einmal mit dem Arzt, der ihm rät einfach den Dingen
ihren Lauf zu lassen. Je mehr man Julie unter Druck setzt, um so mehr
kann es sein, daß ihr Kopf eine Wand vor ihren Erinnerungen aufbaut.
„Es...es fällt mir nur so schwer sie
so zu sehen. So distanziert von mir.“
„Ich weiß, Herr Bauer. Aber es gibt
keine andere Methode als alles ruhig angehen zu lassen.“
Marius seufzt.
Beim Essen scheint alles gut
abzulaufen. Alle unterhalten sich gut. Claudia ist nun auch dazu
gestoßen. Absichtlich zu spät, um Fragen auszuweichen. Peter
unterhält sich gut mit Ned und lächelt, als sich sein und Mathas
Blick kurz treffen.
„Er ist wirklich ein netter Kerl.“
sagt sie leise zu Brad.
„Ja. Und für mich schon ein guter
Kumpel geworden. Der einzige in dieser Werkstatt.“
Der Butler kommt und teilt Matha mit,
daß Thorsten in der Halle wartet. Sie steht überrascht auf.
Sie kommt zu ihm und fragt ihn,
was passiert sei.
„Alex schickt mich...undercover so zu
sagen. Sie hat wohl mitbekommen, daß hier heute eine kleine Party
oder so stattfindet und ich soll mich unter euch mischen.“
„Woher...?“ Sie seufzt.
„Mittlerweile sollte mich nichts mehr bei ihr überraschen. Komm
rein, ich lasse noch ein Gedeck aufsetzen.“
Julie liegt in ihrem Bett und
versucht ihre Gedanken zu ordnen. Ein Pfleger kommt zu ihr und fragt,
ob er noch etwas für sie tun kann (wobei man meist nur kurz seine
Hände und die weißen Sachen von ihm sehen kann). Sie achtet nicht
auf ihn und starrt aus dem Fenster.
„Sie sollten sich nicht quälen. Ich
habe gehört, daß sie morgen schon entlassen werden können. Freuen
sie sich nicht auf zuhause?“
„Schön wäre es. Aber ehrlich
gesagt...ich habe Angst davor. Noch mehr Eindrücke, die ich nicht
sortieren und einordnen kann.“
„Machen sie sich nicht zu viele
Gedanken. Alles kommt wieder in Ordnung. Schlafen sie gut.“
„Danke.“ Sie wendet sich ihm zu,
doch er hat das Zimmer bereits verlassen. Dann starrt sie wieder
hinaus.
Nach dem Essen sind alle im Kaminzimmer
und scheinen sich angeregt zu unterhalten. Claudia will sich
zurückziehen, doch Matha hält sie auf.
„Ich würde gern mit dir kurz reden.“
„Sei mir nicht böse, aber ich habe
starke Kopfschmerzen und möchte mich einfach nur hinlegen.“ weicht
Claudia aus und geht. Matha schaut ihr nachdenklich nach, sieht dann
Sarah und geht auf sie zu. „Hast du eine Ahnung, was mit deiner
Schwester los ist?“
„Nein. Aber vielleicht fragst du mal
deinen Mann.“ antwortet Sarah und wirkt dabei sehr schroff.
Nun ist Matha völlig durcheinander und
schaut zu Brad, der sich mit Ned und Peter unterhält.
Mick spricht mit Susi, die sich
etwas abseits gesetzt hat. Er fragt sie, ob sie sich denn gut
amüsiere, auch wenn Ned sie zur Zeit etwas ignoriert.
„Das kenne ich schon.“ sagt sei,
merkt dann, was sie gerade gesagt hat und gerät etwas ins schwanken.
„Ich...ähm..ich meine...“
„Du musst mir nichts erklären. Ich
weiß, ich habe gesagt, daß ich mich nicht mehr einmischen will,
aber ich verstehe nicht, wieso ihr euch das Leben so schwer macht.
Man sieht doch, daß ihr in einander verliebt seid. Wieso gesteht ihr
euch das nicht ein und gebt euch eine Chance?“
Sie seufzt und schaut zu Ned, der
zufällig auch gerade zu ihr sieht und sie anlächelt.
Thorsten ist mit Matha ins
Arbeitszimmer gegangen, um mit ihm in Ruhe zu reden.
„Was habt ihr jetzt eigentlich vor?“
„Ganz ehrlich? Ich bin mir nicht
sicher.“ seufzt Matha.
Er sieht, daß sie etwas beschäftigt.
„Es geht aber jetzt nicht nur um die Firma, oder?“
Matha schüttelt den Kopf und setzt
sich. „Irgendwas scheint in diesem Haus vor zu gehen und ich
bekomme es nicht mit. Dieser Kampf gegen Alexandra L´Adore kostet
mich nicht nur Kraft, sondern auch meine Familie, wenn es so weiter
geht.“
„Darf ich offen zu dir sein? Ich habe
meine Familie genau aus diesen Gründen verloren. Lass nicht zu, daß
dieser Streit mit Alex dich kaputt macht. Konzentriere dich auf die
wichtigeren Sachen.“
„Du hast recht. Und trotzdem muss ich
auch die Firma retten. Sie ist das einzige, was ich noch von meiner
Familie besitze.“
„Und dieses tolle Anwesen.“ grinst
Thorsten und sie muss automatisch auch lachen.
„Und dieses Anwesen.“
„Also? Was wirst du jetzt tun?“
Matha zögert etwas und zieht dann eine
Mappe aus der Schublade. Sie öffnet diese und zögert wieder.
„Das...das sind Entwürfe, die Marion
gemacht hat. Ich habe sie in ihrem Zimmersafe gefunden. So haben sie
das Feuer überstanden. Ich habe lange überlegt, ob ich sie benutzen
soll. Der Gedanke, daß ich Marions Tod so benutze, hat mich bislang
daran gehindert. Aber jetzt...jetzt sehe ich keinen anderen Ausweg.“
Nun schiebt sie die Mappe Thorsten hinüber, der sie staunend
ansieht.
„Die sind wunderschön. Diese Farben.
Rot dominiert über Gelb. Ein karibisches Feeling. Warm und elegant.
Ungewöhnlich für eine Herbstkollektion, aber individuell und
einzigartig. Ja, du solltest sie auf jeden Fall umsetzen.“
Matha lächelt während sie die Mappe
wieder an sich nimmt. Es klopft und Mick kommt herein. Schnell lässt
Matha die Mappe in der Schublade verschwinden.
„Hier seid ihr. Wir vermissen euch
schon.“
Matha steht auf und gemeinsam gehen sie
zurück.
Sarah klopft bei Claudia an die
Tür und geht hinein.
„Was willst du?“ faucht diese sie
an. „Hast du nicht schon genug angerichtet?“
„Ich? Wer ist denn mit dem Mann einer
Freundin ins Bett gesprungen? Ich doch wohl nicht!“
„Also? Was willst du?“
„Mit dir reden, wenn das möglich
ist. War das dein ernst, daß du willst, daß ich zu Mutter
zurückziehen soll? Nach allem, was passiert ist?“
„Was ist denn schon passiert, Sarah?
Du weißt, wie Mutter ist.“
„Das heißt also, du willst mich
nicht mehr in deiner Nähe haben...ist es das?“
„Ich habe nur gesagt...“
„Ich weiß, was du gesagt hast. Ich
will wissen, ob du immer noch willst, daß wir zusammen wohnen oder
nicht?“
Claudia seufzt und weicht ihrem Blick
aus.
„Das ist mir Antwort genug.“ sagt
Sarah enttäuscht und geht.
Claudia ist versucht ihr hinter her zu
laufen, tut es aber nicht.
Julie hat einen quälenden
Albtraum, in dem sie Marius als Bösewicht sieht, der sie dazu zwingt
mit ihr zu kommen. Auch Kelly taucht darin auf, aber weigert sich
einzumischen. Sie muss allein aus dieser Situation finden. Julie
fühlt sich ängstlich und allein, bis jemand ihr plötzlich eine
Hand reicht.
„Komm mit mir...ich werde dir
helfen.“ sagt eine sanfte Stimme und Julie ergreift zögerlich die
Hand und erwacht plötzlich.
„Alles in Ordnung?“ fragt der
Pfleger, der bei ihr im Zimmer steht. Sie versucht den Traum von sich
ab zu schütteln. Er reicht ihr ein Glas Wasser.
„Trinken sie etwas. Das wird ihnen
gut tun.“
Sie fühlt sich etwas schwach.
„Kommen sie...ich helfe ihnen.“
sagt er und setzt sich neben sie. Da erkennt sie, daß es die Stimme
aus ihrem Traum gewesen ist. Sie schaut ihn an und freundlich
lächelnd sieht der Pfleger sie an...es ist Daniel.
Die Gäste werden verabschiedet.
Ned entschuldigt sich noch einmal bei Susi, daß er sie so allein
gelassen habe.
„Schon gut. Es war ein netter Abend.“
lächelt sie.
Auch Peter bedankt sich, besonders bei
Matha für ihre Gastfreundschaft.
„Vielleicht wiederholen wir es bald
mal wieder.“ sagt sie.
„Das würde mich mehr als freuen.“
lächelt er und geht.
„Wirklich sympathisch.“ sagt sie zu
Brad.
Am Morgen: Mick
und Ned kommen gemeinsam ins Frühstückszimmer, wo Matha und Marty
schon sitzen, und unterhalten sich über den gestrigen Abend. Mick
versucht Ned darauf aufmerksam zu machen, daß Susi ihn die ganze
Zeit nicht aus den Augen gelassen hat. Marty schaut kurz über die
Zeitung zu den Beiden hinüber und grinst.
„Wusste ich es doch.“
Ned ist es peinlich und weicht aus.
„Habt ihr schon gehört, daß Claudia ausziehen will? Weißt jemand
wieso?“
„Keine Ahnung. Ich wollte mit ihr
reden, aber sie weicht mir aus.“ seufzt Matha.
Marty schmunzelt über etwas in der
Zeitung.
„Was ist?“
„Diese L´Adore...sie ist echt
verrückt.“
„Wieso? Was plant sie denn dieses
Mal?“ grinst Mick. „Designerklamotten für Vögel?“
„Nein. Sommer im Herbst.“ lacht
Marty.
Matha stutzt und reißt dem
überraschten Marty die Zeitung aus der Hand.
„Das...das kann doch nicht sein!!“
flucht sie und springt auf.
„Was hat sie denn?“ fragt Ned und
Marty und Mick ziehen nur die Achseln hoch.
Schon ist Matha bei Thorsten
zuhause und beschimpft ihn als miesen Hund und Verräter.
„Und ich dumme Gans habe dich auch
noch vor den Anderen verteidigt. Niemals kann er der Spion von
L´Adore sein! Wie dumm ich war!“
„Kannst du mir bitte erklären, was
los ist? Ich verstehe nur Bahnhof!“
„Du gibst es also nicht einmal zu.
Nicht einmal jetzt, nachdem es aufgeflogen ist?“
„Was? Wovon redest du?“
„Davon!!“ sie wirft ihm die Zeitung
hin, die er sich sofort nimmt.
„Daß du mich so hinterhältig
hintergangen hast. Aber ich schwöre dir...dir und deiner
Busenfreundin...ich mache euch Beide fertig!“ Sie raucht davon,
gerade als Sicherheitsmänner ins Zimmer kommen. Thorsten winkt
diesen zu, daß sie gehen können und schaut wieder in die Zeitung.
„Das kann doch nicht...“ erstarrt
er.
Der Artikel in der Zeitung, mit einem
Bild von Alex´ strahlendem Gesicht, trägt die Überschrift:
>>L´Adore bringt Farbe in den tristen Herbst “CARIBEAN
AUTUM“<<
„Dieses Miststück!“ flucht
Thorsten und zerknüllt wütend die Zeitung.
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